Doppelpack: Zwei Biomarker können Darmkrebs-Therapie verbessern helfen

Zwei aussagekräftige Marker bei Darmkrebs sind Mikrosatelliteninstabilität (MSI) und tumorinfiltrierende Lymphozyten (TIL) - die Kombination beider Marker erlaubt bessere Aussagen zum Erfolg anstehender Therapien.

„MSI und TIL sind bei Dickdarmkrebs etablierte Biomarker. Die Frage ist: Lassen sich noch differenziertere Aussagen treffen, wenn man die beiden Marker miteinander kombiniert? Dieser Frage sind wir nachgegangen, indem wir alle verfügbaren Studien zusammengeführt und gemeinsam ausgewertet haben. Das Ergebnis dieser Metaanalyse legt nahe, dass ein Klassifikationssystem, das MSI und TIL gemeinsam erfasst, geeignet ist, die prognostische Einschätzung von Darmkrebs in frühen Stadien zu optimieren“, so DKFZ-Forscher Michael Hoffmeister, Letztautor der jetzt publizierten Metaanalyse.

Bei Darmkrebs ist eine Testung des Tumorgewebes auf MSI aufschlussreich, weil die Tumoren in frühen Stadien (ohne Metastasen) mit hoher Mikrosatelliteninstabilität (MSI-H) eine bessere Prognose besitzen als Darmkrebs mit Mikrosatellitenstabilität (MSS). Das ist für die Therapieplanung von Bedeutung. Speziell mit modernen Immuntherapeutika – sogenannten Checkpoint-Inhibitoren – lassen sich MSI-H-Tumore gut behandeln, während MSS-Tumore auf diese Medikamente weniger gut ansprechen. Andererseits gibt es auch Therapien, die bei MSI-Tumoren nachweislich wenig Wirkung zeigen. Die Testung auf MSI wird deshalb heute bei Darmkrebs routinemäßig genutzt, um für den individuellen Patienten die bestmögliche Therapie zu finden.

Die jetzt vorgelegte Metaanalyse spreche dafür, den MSI-Subtyp weiter zu differenzieren, und zwar je nachdem, ob Lymphozyten in das Tumorgewebe eingewandert sind oder nicht, so Erstautor Durgesh Wankhede.

Lymphozyten sind Immunzellen, die bei der Krebsabwehr eine zentrale Rolle spielen. Die Anwesenheit von Abwehrzellen im Tumorgewebe hat sich – wie zu erwarten – als prognostisch günstig erwiesen.

Die beste Prognose hatten Darmkrebspatienten, deren Tumore eine hohe Mikrosatelliteninstabilität sowie infiltrierende Lymphozyten in hoher Zahl aufwiesen (MSI/TIL-H). Patienten mit dieser Markerkombination lebten insgesamt länger, und sie lebten länger krankheitsfrei. Als zweitgünstigste Konstellation erwies sich Mikrosatellitenstabilität plus Lymphozyteninfiltration (MSS/TIL-H). Eine vergleichsweise schlechte Prognose hatten dagegen Patienten, bei denen im Tumorgewebe kaum oder keine Abwehrzellen gefunden wurden, wobei die Prognose weitgehend unabhängig vom Mikrosatellitenstatus war. Das heißt: Die Subtypen MSI/TIL-L bzw. MSS/TIL-L hatten ein ähnlich schlechtes Therapieergebnis.


Original Paper:
 

Clinical significance of combined tumour-infiltrating lymphocytes and microsatellite instability status in colorectal cancer: a systematic review and network meta-analysis - The Lancet Gastroenterology & Hepatology

 

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Weiterführende Informationen:

Was ist Mikrosatelliteninstabilität bei Krebs? (krebsinformationsdienst.de)

Unter Mikrosatelliteninstabilität versteht man bestimmte Längenveränderungen in speziellen DNA-Abschnitten und deren Folgen. Foto: Piaxabay/qimono

Unter Mikrosatelliteninstabilität versteht man bestimmte Längenveränderungen in speziellen DNA-Abschnitten und deren Folgen. Foto: Piaxabay/qimono