Australien setzt auf POCT

Point-of-Care-Tests (POCT) sind in Deutschland spätestens seit der COVID-19 Pandemie bekannt. Jetzt fanden australische Forschende heraus, dass sie sich in "Down Under" besonders gut einsetzen lassen, um Infektionskrankheiten in abgelegenen Gegenden rechtzeitig zu detektieren.

Forschende der australischen Flinders University testeten die Qualität von Point-of-Care-Tests (POCT) zum molekularbasierten Nachweis des Coronavirus (SARS-CoV-2) in über 100 abgelegenen Aborigines- und Torres-Strait-Islander-Gemeinden in ganz Australien.

„Unsere Studie zeigt, dass die Qualität der POCT mit jenen von Labortests gleichwertig sein kann, wenn Point-of-Care-Testmodelle effektiv etabliert und verwaltet werden. Die Vorteile für die Patienten sind überwältigend und offensichtlich“, sagt dazu Dr. Susan Matthews vom International Centre for Point-of-Care Testing der Flinders University.

„In Australien helfen POC-Tests schwer erreichbaren Patienten, darunter indigenen Gemeinschaften in ländlichen und abgelegenen Gebieten. Dort können große Entfernungen, sowie soziale und kulturelle Faktoren dazu führen, dass sich Personen nicht stationär testen lassen - was bedeutet, dass Infektionskrankheiten oft unbehandelt bleiben", so die Medizinerin.

„Die hohe Verbreitung von Infektionskrankheiten wie COVID-19 unter der Bevölkerung der Aborigines und der Torres-Strait-Insulaner hat die Nachfrage nach Point-of-Care-Diagnoselösungen gefestigt, insbesondere aufgrund ihrer Kosteneffizienz, Zugänglichkeit und Fähigkeit, sofortige Ergebnisse zu liefern“, sagt sie.

Der Bericht bewertete die analytische Qualität des COVID-19 Point-of-Care (POC)-Testprogramms für Aborigines und Torres-Strait-Insulaner in Australien, das im April 2020 ins Leben gerufen wurde, um den Zugang zu einer schnellen molekularbasierten SARS-CoV-2-Erkennung in abgelegenen Gemeinden zu verbessern.

„Das Programm erreichte 105 Gemeinden in ganz Australien und hat nachweislich dazu beigetragen, eine erhebliche Zahl von COVID-19-Infektionen zu verhindern, was zu erheblichen Kosteneinsparungen im Gesundheitssystem führte“, so Matthews.

Die analytische Qualität der COVID-19-Tests wurde durch ein umfangreiches Schulungsprogramm für das Bedienerpersonal und die Implementierung eines maßgeschneiderten Programms zur externen Qualitätsbewertung (External Quality Assessment, EQA) unterstützt, das in Zusammenarbeit mit den Qualitätssicherungsprogrammen des Royal College of Pathologists of Australasia (RCPAQAP) entwickelt wurde.

„Das EQA-Programm ermöglichte es uns, die Genauigkeit und Zuverlässigkeit der COVID-19-Testergebnisse zu beurteilen und die technische Kompetenz der geschulten POCT-Bediener des Remote-Gesundheitsdienstes zu bestätigen", so die Ärztin weiter, und:

„Unsere Ergebnisse unterstreichen einen anhaltenden Bedarf an gut konzipierten, kosteneffizienten und extern akkreditierten EQA-Programmen, nicht nur für SARS-CoV-2, sondern auch für andere Krankheiten, die POC-Tests erfordern.

 

DGKL mit eigener POCT-Sektion

 

Die Komplexität der POCT-Bewertung indes wird daran ersichtlich, dass die DGKL hierzu eine eigene Sektion betreibt. 

Die Sektion POCT hat sich das Ziel gesetzt, die organisatorischen und analytisch-diagnostischen Herausforderungen des Point-of-Care-Testings (POCT) in den Auswirkungen auf das Krankenhaus zu werten. Die rasante technische Entwicklung von POCT-Analyseverfahren beruht auf Fortschritten der Nanotechnologie, Miniaturisierung und Parallelisierung. Dadurch können auch komplexere Analysen standardisiert und im POCT-Format angeboten werden. Beispiele derartiger disruptiver Technologien sind die Nukleinsäure-basierenden Nachweise von Infektionserregern oder auch das kontinuierliche Metabolit-Monitoring (zumeist Glucose).

POCT wurde ursprünglich konzipiert, um in der Klinik so zeitnah wie möglich aus Laborwerten direkte therapeutische Konsequenzen bei lebensbedrohlichen Notfallsituationen ziehen zu können. Schnell wurden aber auch die Vorteile im ambulanten Bereich für die ärztliche Beratung z. B. von Patienten mit Diabetes mellitus erkannt und die Möglichkeiten der Patientenselbstkontrolle im „Home care“-Bereich genutzt.

Die breite Anwendung des POCT im Krankenhaus kann sowohl zu klinischen, als auch organisatorischen und ökonomischen Vorteilen führen. Diese Vorteile sind aber nur dann zu nutzen, wenn in einer durchgreifenden Organisation das bisher vielfach unkoordinierte POCT neu strukturiert wird. Durch eine POCT-Koordinationsstelle und rationelle Auslastung des lokalen Kliniklabors wird den ökonomischen wie medizinischen Anforderungen am besten Rechnung getragen. POCT kann neben dem Zentrallabor sinnvoll im Interesse einer optimalen Patientenversorgung eingesetzt werden. Daher unser Motto: Von konträren Ansichten zu komplementären Einsichten.


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POCT ist in Ländern wie Australien ein wirksames Mittel im Kampf gegen Infektionskrankheiten. Symbolbild. Credits: Pixabay

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