Studie zeigt erhöhte Angst und PTBS bei Menschen, die in der Ukraine geblieben sind

Forscher des International Blast Injury Research Network an der University of Southampton führten eine Umfrage durch, um herauszufinden, wie sich der anhaltende Krieg auf die psychische Gesundheit der vertriebenen Ukrainer auswirkt.

Ihre Ergebnisse, die in PLOS Global Public Health veröffentlicht wurden, beschreiben ein hohes Maß an posttraumatischen Belastungsstörungen (PTBS) und allgemeiner Angst sowohl bei Flüchtlingen, als auch bei innerhalb der Ukraine vertriebenen Menschen.

Zwischen April und Juli 2022 befragten die Forscher über 8.000 Teilnehmer, die alle entweder Flüchtlinge oder Vertriebene in der Ukraine waren. Die Teilnehmer beantworteten Fragen zu ihren aktuellen Lebensumständen, ihrer psychischen Gesundheit und ihrer Exposition gegenüber Explosionen - Explosionen, die durch Bomben oder andere militärische Aktionen verursacht wurden.

Fast 8 von 10 Teilnehmern, die in der Ukraine geblieben waren, und mehr als die Hälfte der Flüchtlinge berichteten über eine Explosionsbelastung.

Fast 70 Prozent aller Umfrageteilnehmer berichteten über Angstzustände, wobei die in der Ukraine verbliebenen Personen im Vergleich zu den Flüchtlingen über größere Angstzustände und häufigere Rückblenden auf traumatische Ereignisse berichteten. Flashbacks sind ein Symptom der PTBS und können von flüchtigen, aufdringlichen Erinnerungen bis hin zu minutenlangen Episoden reichen, in denen eine Person das Gefühl hat, die traumatischen Ereignisse noch einmal zu erleben - in dieser Studie korrelierte die Häufigkeit der Flashbacks mit der Exposition gegenüber der Explosion.

Insgesamt deute diese Studie darauf hin, dass die psychische Gesundheit der in der Ukraine verbliebenen Vertriebenen schlechter ist als jene der Flüchtlinge, die das Land verließen. Das sei wahrscheinlich darauf zurückzuführen, dass Vertriebene weiterhin dem Krieg ausgesetzt sind. Dennoch seien auch Flüchtlinge nach wie vor mit erheblichen psychischen Problemen konfrontiert. Die Forscher betonen: "Die psychische Gesundheit und die psychosoziale Unterstützung müssen bei der humanitären Hilfe Vorrang haben."

Die Autoren fügen daher hinzu: "Die Exposition gegenüber Explosionsereignissen kann unglaublich belastend sein. Unsere Umfrage unter 8300 ukrainischen Befragten zeigt, dass fast 70 Prozent der Befragten angaben, in den ersten vier Monaten der russischen Invasion im Jahr 2022 Zeuge einer Explosion geworden zu sein. Besonders besorgniserregend ist, dass viele der Befragten, die einer Explosion ausgesetzt waren, über negative Auswirkungen auf ihre psychische Gesundheit berichteten, darunter auch Symptome einer PTBS."


Eine PTBS lässt sich auch mit Hilfe von Biomarkern erkennen, wie das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) dazu auf seinen Webseiten erklärt:

"Stress- und Traumafolgeerkrankungen wie die post-traumatische Belastungsstörung (PTSD) oder Depression gehören zu den häufigsten psychiatrischen Erkrankungen weltweit. Sie stellen eine große medizinische und wirtschaftliche Belastung der Betroffenen und unserer Gesellschaft dar. Um psychische Störungen in Folge von Trauma und Stress zu verhindern, ist ein besseres Verständnis der Mechanismen im Gehirn erforderlich. Ebenso werden frühe diagnostische Marker benötigt, um die Betroffenen effektiv behandeln zu können. Eine bestimmte Protein-Wechselwirkung zweier Proteine PPM1F-CAMK2G wurde in Vorarbeiten als möglicher Biomarker bereits identifiziert. Diese Wechselwirkung zeigt spezifische Veränderungen nach  traumatischen Erlebnissen, jedoch nicht nach mildem Stress". 


Original Paper:

Effects of blast exposure on anxiety and symptoms of post-traumatic stress disorder (PTSD) among displaced Ukrainian populations | PLOS Global Public Health

Credits: Pexels/Алесь Усцінаў

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