Umweltreize können Autismus auslösen

Autismus-Spektrum-Störungen (ASD) können durch bestimmte Umweltreize in Kindesalter ausgelöst werden. Das berichten US Forschende.

"Bei der Geburt sind das körperliche Erscheinungsbild und das Verhalten eines Kindes, das in den nächsten Jahren Autismus entwickeln wird, nicht von dem eines neurotypischen Kindes zu unterscheiden. In den meisten Fällen wird das Schicksal des Kindes im Hinblick auf Autismus nicht bei der Geburt festgelegt", sagte Dr. Robert Naviaux, Professor in den Abteilungen für Medizin, Pädiatrie und Pathologie an der UC San Diego School of Medicine.

Um mehr über die frühen Stoffwechselveränderungen zu erfahren, die bei Kindern mit Autismus auftreten, untersuchten die Forscher zwei Kohorten von Kindern. Eine Kohorte bestand aus neugeborenen Kindern, bei denen Autismus nicht festgestellt werden kann. Die zweite Kohorte bestand aus 5-jährigen Kindern, bei denen zum Teil Autismus diagnostiziert worden war.

Dabei fanden sie auffällige Unterschiede. Von den 50 verschiedenen biochemischen Stoffwechselwegen, die die Forscher untersuchten, waren nur 14 für insgesamt 80 Prozent der metabolischen Auswirkungen von Autismus verantwortlich.

Die am stärksten veränderten Signalwege stehen mit der Gefahrenreaktion der Zellen im Zusammenhang, einer natürlichen und universellen zellulären Reaktion auf Verletzungen oder Stoffwechselstress. Der Körper verfügt nämlich über biochemische Schutzmechanismen, die diese zelluläre Gefahrenreaktion abschalten können, sobald die Bedrohung vorüber ist.

 

Naviaux stellt daher die Hypothese auf, wonach Autismus auftritt, wenn sich diese Schutzmechanismen nicht normal entwickeln. Das Ergebnis sei eine erhöhte Empfindlichkeit gegenüber Umweltreizen, und dieser Effekt trage zu sensorischen Empfindlichkeiten und anderen mit Autismus verbundenen Symptomen bei.

Die Gefahrenreaktion der Zellen wird in erster Linie durch Adenosintriphosphat (ATP) gesteuert. Während sich diese ATP-Signalwege bei Autismus nicht normal entwickeln, können sie mit bestehenden Medikamenten teilweise wiederhergestellt werden. Im Jahr 2017 schlossen Naviaux und sein Team frühe klinische Tests für Suramin ab, das einzige beim Menschen zugelassene Medikament, das auf die ATP-Signalübertragung abzielt und normalerweise seit 104 Jahren zur Behandlung der Afrikanischen Schlafkrankheit eingesetzt wird.

"Suramin ist nur ein Medikament, das auf die Gefahrenreaktion der Zellen abzielt", sagt Naviaux. Und fügt hinzu:

"Jetzt, da wir genau untersuchen, wie sich der Stoffwechsel bei ASD verändert, könnten wir am Anfang einer Medikamenten-Renaissance stehen, die neue Behandlungsmöglichkeiten schaffen wird, die es bisher nicht gab".


Original Paper:
 

Metabolic network analysis of pre-ASD newborns and 5-year-old children with autism spectrum disorder | Communications Biology (nature.com)

 

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Umwelteinflüsse können Autismus auslösen. Credits: Unsplash

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