H5N1: Milch kann Vogelgrippe-Virus übertragen

Mäuse, denen Rohmilchproben von Milchkühen verabreicht wurden, die mit der Grippe H5N1 infiziert waren, wiesen hohe Viruskonzentrationen in ihren Atmungsorganen und niedrigere Viruskonzentrationen in anderen lebenswichtigen Organen auf.

Dies geht aus den im New England Journal of Medicine veröffentlichten Ergebnissen hervor.

Die Ergebnisse legen nahe, dass der Verzehr von Rohmilch bei Tieren ein Risiko für eine H5N1-Infektion darstellt - und werfen Fragen zu diesem potenziellen Risiko für Menschen auf.

Seit 2003 sind H5N1-Grippeviren in 23 Ländern im Umlauf und befallen vor allem Wildvögel und Geflügel. Etwa 900 Fälle beim Menschen sind bekannt, vor allem bei Menschen, die engen Kontakt mit infizierten Vögeln hatten. In den letzten Jahren hat sich jedoch ein hochpathogenes Vogelgrippevirus namens HPAI H5N1 ausgebreitet und mehr als 50 Tierarten infiziert. Ende März meldeten die USA einen Virusausbruch unter Milchkühen in Texas. Bisher sind 52 Rinderherden in neun Bundesstaaten betroffen, und zwei Fälle von Infektionen bei Landarbeitern mit Bindehautentzündung wurden festgestellt. Obwohl es bisher keine genetischen Hinweise darauf gibt, dass das Virus die Fähigkeit besitzt, von Mensch zu Mensch übertragen zu werden, beobachten die Gesundheitsbehörden die Situation der Milchkühe im Rahmen der umfassenden Pandemievorsorge genau.

Um das Risiko einer H5N1-Infektion durch den Verzehr von Rohmilch zu ermitteln, fütterten Forscher der University of Wisconsin-Madison und des Texas A&M Veterinary Medical Diagnostic Laboratory fünf Mäuse mit Tropfen Rohmilch von infizierten Milchkühen. Die Tiere zeigten am ersten Tag Krankheitssymptome, darunter Lethargie, und wurden am vierten Tag eingeschläfert, um den Virusgehalt in den Organen zu bestimmen. Die Forscher entdeckten hohe Viruskonzentrationen in den Nasengängen, der Luftröhre und den Lungen der Tiere und mittlere bis niedrige Viruskonzentrationen in anderen Organen, was mit H5N1-Infektionen bei anderen Säugetieren übereinstimmt.

Zusätzlich zu den Studien an Mäusen testeten die Forscher auch, bei welchen Temperaturen und in welchen Zeitabständen das H5N1-Virus in Rohmilch von Milchkühen inaktiviert wird. Vier Milchproben mit bestätigten hohen H5N1-Werten wurden 5, 10, 20 und 30 Minuten lang bei 63 Grad Celsius (145,4 Grad Fahrenheit) oder 5, 10, 15, 20 und/oder 30 Sekunden lang bei 72 Grad Celsius (161,6 Grad Fahrenheit) getestet. Bei jedem der Zeitintervalle bei 63 °C wurde das Virus erfolgreich abgetötet. Bei 72 °C waren die Viruswerte nach 15 und 20 Sekunden zwar verringert, aber nicht vollständig inaktiviert.

Die Autoren betonen jedoch, dass ihre Laborstudie nicht mit der großindustriellen Pasteurisierung von Rohmilch identisch war und experimentelle Bedingungen widerspiegelte, die durch direkte Messung infizierter Milch in kommerziellen Pasteurisierungsgeräten reproduziert werden sollten.

In einem separaten Experiment lagerten die Forscher mit H5N1 infizierte Rohmilch fünf Wochen lang bei 4 °C (39,2 Grad Fahrenheit) und stellten nur einen geringen Rückgang der Viruskonzentration fest. Dies legt die Vermutung nahe, dass das Virus in Rohmilch auch bei Lagerung bei gekühlten Temperaturen infektiös bleiben könnte.


Original Paper:

Cow’s Milk Containing Avian Influenza A(H5N1) Virus — Heat Inactivation and Infectivity in Mice | New England Journal of Medicine (nejm.org)

 

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Transmissionselektronenmikroskopie von H5N1-Viren (in Gold) des aviären Influenzavirus, die in MDCK-Zellen (in Grün) gezüchtet wurden.. Credits: CDC/ Courtesy of Cynthia Goldsmith; Jacqueline Katz; Sherif R. Zaki

Transmissionselektronenmikroskopie von H5N1-Viren (in Gold) des aviären Influenzavirus, die in MDCK-Zellen (in Grün) gezüchtet wurden.. Credits: CDC/ Courtesy of Cynthia Goldsmith; Jacqueline Katz; Sherif R. Zaki