Hohe Siliziumdioxidbelastung bei ehemaligen Militärveteranen

Der Gehalt an Siliziumdioxid und Silikaten in der Lunge von Soldatinnen und Soldaten, die in der Vergangenheit im Irak, Afghanistan oder am Horn von Afrika im Einsatz waren, ist deutlich höher ist als in normalem Lungengewebe. Das belegt eine im Fachblatt "International Journal of Environmental Research and Public Health" veröffentlichte Studie. Die Ergebnisse betreffen womöglich auch das Personal der Bundeswehr.

"Mithilfe der Elementanalyse von Lungengewebe haben wir den Gehalt verschiedener Elemente - Siliziumdioxid, Titan, Blei und andere Metalle - in Lungengewebeproben von Veteranen untersucht, die seit 2001 im Einsatz waren", so Cecile Rose, Professorin für Pneumologie am National Jewish Health und Hauptautorin der veröffentlichten Studie. "Diese Forschung gibt uns einen besseren Einblick in die gefährlichen militärischen Belastungen. Sie ist wichtig für unsere Militärangehörigen, denn wenn sie jetzt mit Atemwegsbeschwerden aus dem Einsatz zurückkommen, werden ihre Symptome ernst genommen."

Umweltbedingte Staubstürme, lokale umweltverschmutzende Industrien und Militäroperationen führen nicht nur im Dienst, sondern auch in der Freizeit und während des Schlafs zu einer Gefährdung durch die Luft. Militäroperationen tragen häufig zur Feinstaubbelastung bei, beispielsweise durch Abgase von Fahrzeugen, Flugzeugen und Heizungen. Auch Rauch infolge von Bränden oder Sprengungen spielt eine Rolle. Einige Militärangehörige sind bei ihrer Arbeit potenziell gefährlichen Dämpfen wie Stäuben, Gasen oder Dämpfen ausgesetzt.

Für diese Studie arbeiteten Wissenschaftler des U.S. Geological Survey (USGS) mit Forschern des National Jewish Health zusammen, um die Lungengewebeproben mit empfindlichen Geräten zu untersuchen. Zum Einsatz kam dabei die Massenspektrometrie mit induktiv gekoppeltem Plasma (ICP-MS).

Die freiwerdenden atomaren Bestandteile werden dabei ionisiert und die Isotope der Elemente messtechnisch erfasst. "Diese quantitative Art der Elementanalyse ermöglicht sehr niedrige Nachweisgrenzen von wenigen Nanogramm des Elementes pro Liter", heißt es dazu bei bei Analytic Jena.

"Die hochentwickelten Geräte und Techniken des USGS waren unerlässlich, Menge und Art der Stäube zu messen, die nach einem Einsatz in der Lunge verbleiben", erklärt Lauren Zell-Baran, Mitautorin der Studie am National Jewish Health. "Dies war ein hochmoderner Ansatz, der die Instrumente der Geowissenschaft und der Lungenmedizin kombiniert, um die Frage zu beantworten, was Lungenentzündungen und -erkrankungen bei Veteranen verursacht."

Auch Bundeswehr vom Problem betroffen

Die Studie unterstreiche die Bedeutung der Kontrolle der Partikelexposition an militärischen Arbeitsplätzen, insbesondere bei Stäuben, die Siliziumdioxid und Silikate enthalten, um das Risiko für chronische Atemwegserkrankungen zu minimieren, so die Forschenden.

Die Ergebnisse haben womöglich auch für Deutschland weitreichende Folgen. Denn allein die Zahl der in Afghanistan eingesetzten Soldatinnend und Soldaten ist enorm. 

"Von 2002 bis 2021 war die Bundeswehr in Afghanistan im Einsatz. In den insgesamt 76 Kontingenten dienten 93.000 Soldatinnen und Soldaten", erklärt dazu die Bundeswehr und präzisiert: "Einige der Frauen und Männer flogen jedoch mehr als einmal an den Hindukusch, wo sie sich für Freiheit und Demokratie einsetzten. So ergibt sich rein rechnerisch die Summe von 160.000".

Derzeit ist die Bundeswehr mit rund 2.200 Soldatinnen und Soldaten weltweit im Einsatz. Ein Großteil der Einsatzgebiete liegen in Ländern und Regionen mit ausgeprägten Sandgebieten, etwa Niger, Südsudan, Westsahara oder Irak.


Original Paper:

IJERPH | Free Full-Text | Particle Morphology and Elemental Analysis of Lung Tissue from Post-9/11 Military Personnel with Biopsy-Proven Lung Disease (mdpi.com)

DOI

10.3390/ijerph21010091

MAZAR-E-SHARIF, Afghanistan –German Army Soldiers, based out of Camp Marmal, conduct a surveillance of a nearby village, during a daily security patrol, where they met with elders. The patrols ensure safety, security and foster good relations with the Afghans. Official Photo by Petty Officer First Class Ryan Tabios, ISAF HQ Public Affairs

MAZAR-E-SHARIF, Afghanistan –German Army Soldiers, based out of Camp Marmal, conduct a surveillance of a nearby village, during a daily security patrol, where they met with elders. The patrols ensure safety, security and foster good relations with the Afghans. Official Photo by Petty Officer First Class Ryan Tabios, ISAF HQ Public Affairs.