Blutkrebs bei Kindern: Neuer Antikörper kann Leukämiezellen abtöten

Kieler Krebsforschende von CAU und UKSH testen einen bereits bei Autoimmunerkrankungen klinisch erprobten Antikörper für die Behandlung von Leukämie bei Kindern und können im Modell gute Wirksamkeit gegen Krebszellen belegen: Lusvertikimab zeigte eine hohe präklinische Wirksamkeit in nahezu allen getesteten Proben. Manchmal zeigte der Antikörper sogar eine komplette Beseitigung der Leukämie.

Um die Wirkung von Lusvertikimab bei der akuten lymphatischen Leukämie (ALL) zu überprüfen, haben die Forschenden Blutkrebszellen von Kindern und Erwachsenen mit Leukämien in sogenannten Patient-derived xenograft (PDX)-Modellen, die als Patienten-„Avatare“ dienen können, getestet. „Bei diesen Versuchen zeigte sich, dass wenn nur wenige ALL-Zellen im Blut vorhanden sind, eine sehr gute Bekämpfung durch den Antikörper möglich ist und sogar eine Auslöschung der Leukämiezellen erreicht werden kann“, sagt Denis Schewe, Initiator der Studie in Kiel und neuer Leiter der Pädiatrischen Onkologie und Hämatologie am Universitätsklinikum Dresden.

Diese Ergebnisse sind besonders für die T-ALL vielversprechend, für die es bisher kaum immuntherapeutische Ansätze gibt. 

In einem zweiten Schritt überprüfte das Forschungsteam, wie sich die Situation bei fortgeschrittenen Erkrankungen im PDX-Modell darstellt. In diesem Stadium hat es der Antikörper viel schwerer, seine Wirkung zu entfalten. „Auch bei fortgeschrittener Leukämie konnten wir aber in 95% der Fälle immer noch eine deutliche Reduktion der Leukämiezellen beobachten“, betont Schewe. 

Zusätzlich konnte das Forschungsteam in Laborversuchen bestimmen, wie der Antikörper wirkt.

„Wir konnten belegen, dass Lusvertikimab durch Blockade des IL7-Rezeptors zum Absterben der Krebszellen führen kann. Zusätzlich konnten wir einen zweiten Mechanismus beobachten, der im Heranführen von „Fresszellen“ wie Makrophagen an die Tumorzellen besteht. Diese vernichten die Krebszellen umso effizienter, je mehr CD127 an der Zelloberfläche vorhanden ist“, erklärt Lenk.

Durch die kombinierten Effekte sprechen die Forschenden hier von einem dualen Wirkmechanismus. Bei Betroffenem mit einem hohen CD127-Spiegel, der einfach zu messen ist, könne man künftig möglicherweise mit einer besonders guten Wirksamkeit von Lusvertikimab rechnen, so Lenk weiter.

Hintergrund: Die akute lymphatische Leukämie (ALL) ist die häufigste Krebserkrankung bei Kindern. Diese Form des Blutkrebses, die ebenfalls bei Erwachsenen vorkommt, geht von bösartig entarteten Vorläuferzellen bestimmter weißer Blutkörperchen (B-Zell-Vorläufer- oder T-Zellen) aus, die sich unkontrolliert teilen. Dies führt meist schnell zu einer Verminderung der Knochenmarksfunktion und einer gestörten Blutbildung. Somit entsteht, je nach Ursprungszelle, eine B-Zell-Vorläufer ALL (BCP-ALL) oder eine T-Zell-ALL (T-ALL). Unbehandelt kann die ALL innerhalb kurzer Zeit zum Tod führen. Trotz der Schwere der Erkrankung haben Kinder heute in vielen Fällen gute Heilungs- und Überlebenschancen. Zur Behandlung stehen aktuell verschiedene, sehr wirksame Chemotherapien zur Verfügung. Wegen ihrer auch für gesunde Zellen toxischen Wirkung können diese allerdings schwere Nebenwirkungen hervorrufen. Zudem kommt es bei etwa 15-20 Prozent der Betroffenen zu Rückfällen mit begrenzteren Behandlungsmöglichkeiten. 


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Das Forschungsteam von UKSH und CAU konnte zeigen, dass der gegen Interleukin-7-Rezeptor gerichtete Antikörper Lusvertikimab sehr effizient Leukämiezellen abtöten kann. | Copyright: © Christian Urban, Uni Kiel

Das Forschungsteam von UKSH und CAU konnte zeigen, dass der gegen Interleukin-7-Rezeptor gerichtete Antikörper Lusvertikimab sehr effizient Leukämiezellen abtöten kann. | Copyright: © Christian Urban, Uni Kiel