Nachtleben: Test-Kits gegen K.O.-Tropfen warten auf Probanden

Eine Untersuchung am Universitätsklinikum Freiburg soll möglichen Betroffenen schnell Sicherheit geben und helfen, die reale Gefahr durch K.O-Tropfen im Nachtleben besser abzuschätzen. Dazu werden noch Teilnehmende gesucht.

Das Institut für Rechtsmedizin des Universitätsklinikums Freiburg hat eine neue Studie gestartet, die die Erfassung und Analyse von K.O.-Mitteln im Nachtleben erleichtern soll. Ziel der Studie sei es, "möglichen Betroffenen ein niederschwelliges Angebot der Diagnostik zu machen und zu helfen, die Dunkelziffer entsprechender Übergriffe besser abzuschätzen".

Dafür werden in zahlreichen teilnehmenden Bars, Clubs und anderen Einrichtungen Test-Kits bei Verdacht ausgegeben. Der Test ist für die Betroffenen kostenlos. Für die Studie arbeitet das Institut für Rechtsmedizin unter anderem mit der Kampagne nachtsam für ein sicheres Nachtleben zusammen.

Die Liste der in Frage kommenden Substanzen jedenfalls ist lang, wie die Ärzte Zeitung bereits im Jahr 2008 konstatierte:

"Mehr als dreißig Substanzen können als K.O.-Tropfen verwendet werden. Dazu zählen Barbiturate, Benzodiazepine, Antihistaminika und trizyklische Antidepressiva, vor allem aber die Partydroge Gammahydroxybutyrat (GHB), bekannt auch als Liquid Ecstasy. Derivate des GHB werden als Arzneimittel verwendet, etwa in der Anästhesie".

Seitdem ist auf dem Gebiet der Analytik zwar eine ganze Menge passiert, nur: Wie oft die Substanzen in Alltag für Straftaten eingesetzt werden, blieb bislang im Dunkeln.

„Diese Studie ermöglicht es uns, besser abzuschätzen, wie und in welchem Umfang K.O.-Mittel im Nachtleben eingesetzt werden“, erklärt daher Annette Thierauf-Emberger, Ärztliche Direktorin des Instituts für Rechtsmedizin am Universitätsklinikum Freiburg.

„Aufgrund der kurzen Nachweisbarkeit der Substanzen ist es entscheidend, dass die Betroffenen schnell handeln, um ein zuverlässiges und aussagekräftiges Analysenergebnis zu erhalten. Bislang ist meist kein sicheres Ergebnis mehr zu erzielen, weil zu viel Zeit zwischen einer Verabreichung von „K.O.-Mitteln“ und der Probengewinnung verstrichen ist. Deshalb ist klar: Wenn wir die Situation erfassen wollen, müssen wir die Proben direkt im Nachtleben gewinnen.“

Teilnahme und Datenschutz

Die Studie gewährleistet vollständigen Datenschutz, da alle erhobenen Daten pseudonymisiert verarbeitet werden. Betroffene erhalten nach wenigen Tagen das Ergebnis des Tests. Sollten K.O.-Tropfen festgestellt werden, ist es der teilnehmenden Person überlassen, wie sie mit dem Ergebnis weiter umgeht. Den Teilnehmenden entstehen keine Kosten.


Hintergrund:

K.O.-Tropfen werden auch Knockout-TropfenDate-Rape-Drogen oder Vergewaltigungsdrogen genannt. Dabei handelt es sich um sedierend wirkende Substanzen, die die im Rahmen von Straftaten wie Sexual- oder Eigentumsdelikten genutzt werden, um die Opfer zu betäuben. 


Weiterführende Informationen:

Informationsblatt für Studieninteressierte (PDF)

Verdacht auf K.O.-Tropfen? Dann sollten Ärzte rasch Blut, Urin und Haare analysieren (aerztezeitung.de)
 

Lesen Sie dazu auch:

DGKL: Laborleitertreffen Brandenburg, Berlin, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen-Anhalt 2023

 

 

Wird bis zu 12 Stunden nach der Verabreichung von K.O.-Tropfen eine Urinprobe gewonnen, lassen sich die Substanzen meist gut nachweisen. | Quelle: Britt Schilling | Copyright: Universitätsklinikum Freiburg |

Wird bis zu 12 Stunden nach der Verabreichung von K.O.-Tropfen eine Urinprobe gewonnen, lassen sich die Substanzen meist gut nachweisen. | Quelle: Britt Schilling | Copyright: Universitätsklinikum Freiburg |