Biomarker erkennt lebensbedrohliches Sellerie-Allergierisiko

Sellerie, eine Hauptursache für Gemüseallergien, birgt das Risiko schwerer allergischer Reaktionen - insbesondere bei Menschen mit Beifußpollen-Sensibilisierung. Jetzt kann ein Biomarker Risikopersonen identifizieren.

Eine aktuelle klinische Studie weist auf eine wichtige Rolle von Defensin als kreuzreaktives Allergen in Beifußpollen (Art v 1) und Sellerie (Api g 7) und seine Verbindung mit schweren und potenziell lebensbedrohlichen allergischen Reaktionen auf Sellerie hin. Die IgE-Testung auf Api g 7 könnte ein wichtiger Biomarker sein, um Personen mit erhöhtem Anaphylaxie-Risiko zu erkennen. Über die Ergebnisse berichtet das Journal of Allergy and Clinical Immunology in seiner Online-Ausgabe.

Klinische Beobachtungen zeigten, dass schwere systemische allergische Reaktionen auf Sellerie hauptsächlich bei Personen mit Beifußpollen-Sensibilisierung auftreten. Beifuß (Artemisia vulgaris) ist eine der Hauptursachen für Unkrautpollenallergien in Europa. Allerdings sind die relevanten kreuzreaktiven Allergene, die die molekulare Grundlage des Sellerie-Beifuß-Syndroms erklären, nach wie vor nicht eindeutig identifiziert.

In früheren Arbeiten hatte eine internationale Forschungsgruppe unter der Leitung von Stefan Vieths, komm. Präsident des Paul-Ehrlich-Instituts, bereits das Defensin Api g 7 als mögliche Ursache für die Kreuzreaktivität zwischen Knollensellerie-Allergie und Beifußpollen-Sensibilisierung ausgemacht. Defensine sind kleine Polypeptide, die in allen tierischen Organismen und höheren Pflanzen zur Abwehr von mikrobiellen Erregern vorkommen.

Klinische Studie zum Zusammenhang zwischen IgE-Antikörpern und Allergie-Schweregrad

Jetzt hat eine Forschungsgruppe unter Leitung von Stefan Vieths und Barbara Ballmer-Weber (Zürich / St. Gallen) eine umfassende diagnostische Studie bei Betroffenen mit einer bestätigten Allergie gegen Sellerieknolle durchgeführt. Das Ziel der Untersuchung war es, die molekulare Basis des Sellerie-Beifuß-Syndroms zu entschlüsseln und dabei die Bedeutung von Api g 7 zu überprüfen.

79 Patientinnen und Patienten mit Verdacht auf eine Nahrungsmittelallergie gegen Sellerie unterzogen sich hierzu einer standardisierten Befragung und medizinischen Untersuchungen. Die wichtigsten Einschlusskriterien waren eine positive Reaktion nach Gabe von kleinen Mengen Sellerie unter kontrollierten Bedingungen oder eine eindeutige Anamnese einer schweren Anaphylaxie. Im Blutserum wurden IgE-Antikörper gegen sieben Sellerieallergene und drei Beifußallergene bestimmt.

30 der 79 Studienteilnehmenden litten unter leichten Symptomen im Mund-Nasen-Augenbereich und 49 Personen unter systemischen, d. h. potenziell den ganzen Organismus betreffenden Reaktionen. 68 Prozent hatten Immunglobulin E (IgE) gegen Sellerieextrakt, 80 Prozent gegen Birkenpollen und 77 Prozent gegen Beifußpollen.

IgE gegen Api g 7, die bei 52 % der Patientinnen und Patienten nachgewiesen wurden, korrelierten eng mit IgE gegen Art v 1 aus Beifußpollen. Das Chancenverhältnis für eine schwere anaphylaktische Reaktion und nicht nur leichte orale Symptome war etwa sechsmal höher für Personen, die gegen Api g 7 sensibilisiert waren im Vergleich zu Personen ohne Sensibilisierung geben Api g 7. Die diagnostische Sensitivität der IgE-Messung auf Sellerie betrug in der Studienpopulation 68 Prozent und schien durch die Unterrepräsentation von Api g 7 im Allergenextrakt begrenzt zu sein. Durch Einsatz einer Kombination von gereinigten Einzelallergenen stieg die Sensitivität auf über 90 % an.

Die Ergebnisse bestätigen laut PEI "die wichtige Rolle von Defensin als kreuzreaktives Allergen in Beifußpollen (Art v 1) und Sellerie (Api g 7) und weisen auf seine Verbindung mit schweren und potenziell lebensbedrohlichen allergischen Reaktionen auf Sellerie hin".


Original Paper:


New light on an old syndrome: role of Api g 7 in mugwort pollen related celery allergy - ScienceDirect

 

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Ein Biomarker kann das Sellerie-Allergierisiko identifizieren. Symbolbild. Credits: Pixabay

Ein Biomarker kann das Sellerie-Allergierisiko identifizieren. Symbolbild. Credits: Pixabay