AWMF: S3-Leitlinie 020-008 geht an den Start

Die neue S3-Leitlinie „Nichtinvasive Beatmung als Therapie der chronischen respiratorischen Insuffizienz“, unter Federführung der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP) entstanden, ist ab sofort bei der AWMF veröffentlicht. Sie ersetzt die bekannte S2k-Leitlinienversion für invasive und nichtinvasive Therapien.

Die nun veröffentlichte Leitlinie zur nichtinvasiven Therapie konnte durch ihre große Evidenz als S3 klassifiziert werden. Die Empfehlungen zu invasiven Behandlungsmöglichkeiten befinden sich noch in Bearbeitung und sollen bei Fertigstellung als eigenständige S2k-Leitlinie publiziert werden.

Ein großer Unterschied zur früheren Leitlinienversion: „Die Grenzwerte für eine Indikation zur nichtinvasiven Beatmung bei verschiedenen Krankheitsbildern wurden an die bestehende Evidenz angepasst”, erklärt Koordinatorin Sarah Stanzel, Fachärztin in der Lungenklinik an den Kliniken der Stadt Köln. Ihr besonderes Augenmerk galt zudem der Vermeidung widersprüchlicher Aussagen: „Es gibt kaum etwas Schlimmeres in Leitlinien, als Widersprüche”, betont die junge Expertin. Konsequent werde deshalb an entsprechenden Textstellen auf themenverwandte Leitlinien verwiesen, etwa zum prolongierten Weaning, der Sauerstofflangzeittherapie oder hin zu schlafbezogenen Atemstörungen – ohne selbst auf diese Themenblöcke im Detail einzugehen. Neu in der Leitlinie ist auch die Diskussion rund um ambulante oder stationäre Versorgungsstrukturen.

Auch trägt das Autoren-Team der Entwicklung hin zu immer mehr adipösen Patienten Rechnung, indem das Kapitel zum Obesitas-Hypoventilationssyndrom stark überarbeitet wurde. Ein komplett neues Kapitel zum prolongierten Weaning ist hinzugekommen, wie auch eines rund um ethische Fragen, um Antworten geben zu können, wie eine Therapie mit gutem Gewissen auch beendet werden kann. „Für unsere chronisch schwerkranken Patienten ist das eine ganz wichtige und auch sehr schwierige Frage: Wann endet eine Therapie-Bemühung?”, weiß Privatdozent Stephan Walterspacher, der für die DGP bereits zum dritten Mal an der Leitlinien-Überarbeitung als Senior-Koordinator mitwirkte. „Auf ein gut begleitetes Sterben müssen wir in Zukunft noch viel Augenmerk legen“, mahnt der erfahrene Pneumologe.

Interaktive Flowcharts und Kitteltaschen-Version zur besseren Anwendbarkeit

Derzeit wird zudem eine Kitteltaschen-Version der Leitlinie fertiggestellt. Auch digitale Flowcharts mit klaren Anweisungen für die Behandler sind in der Entwicklung, um ein schnelles Durchklicken zur gewünschten Information zu ermöglichen. „In den vergangenen zehn Jahren hat sich die Zahl der beatmeten Patienten verdoppelt – auf zuletzt rund 17.000 neu eingeleitete Beatmungen im Jahr“, sagt Sarah Stanzel. „Wir wünschen uns deshalb möglichst nicht nur die Spezialisten für chronische respiratorische Insuffizienz zu erreichen, sondern möchten alle medizinischen Kollegen befähigen, betroffene Patientinnen und Patienten bestmöglich zu versorgen ”, ergänzt Walterspacher.


Original Paper:

S3-Leitlinie 020-008 "Nichtinvasive Beatmung als Therapie der chronischen respiratorischen Insuffizienz" ist online | Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften e. V. (awmf.org)

 


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Leitlinienkoordinatorin PD Dr. Sarah Stanzel und Senior-Koordinator PD Dr. Stephan Walterspacher. Credits: DGP

Leitlinienkoordinatorin PD Dr. Sarah Stanzel und Senior-Koordinator PD Dr. Stephan Walterspacher. Credits: DGP